Gallenblasen-OP: klassisch mit Bauchschnitt

  


Bei der klassischen Methode der Gallenblasen-Entfernung wird ein Schnitt unter dem Rippenbogen gemacht, um die Gallenblase zu entfernen.

Diese Methode war lange Zeit der sogenannte Goldstandard und alle Gallenblasen wurden auf diese Weise entfernt. Erst in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die laparoskopische Operationsmethode entwickelt und erst in den letzten Jahren ist sie zum neuen Goldstandard geworden.

Die Gallenblasen-Entfernung mit Bauchschnitt wird heutzutage nur noch in schwierigen Fällen durchgeführt, beispielsweise wenn eine besonders schwere Entzündung vorliegt.

Ausserdem wird manchmal im Verlauf einer laparoskopischen Operation auf das offene Verfahren umgestellt, wenn es zu schwierigen Komplikationen kommt. Auf diese Tatsache wird man bei der Voruntersuchung vom Arzt hingewiesen und man muss seine Einverständnis dazu abgeben.

So wird operiert

Die Operationsvorbereitung und die eigentliche Entfernung der Gallenblase verlaufen bei der klassischen Operationsmethode in etwa gleich wie bei der laparoskopischen Operationsmethode. Der Zugang zur Gallenblase geschieht jedoch anders.

Man kann sich den Ablauf einer klassischen Gallenblasenoperation in etwa folgendermassen vorstellen:

Zuerst wird der Patient mit einer Vollnarkose narkotisiert.

Sobald der Patient vollständig narkotisiert ist, wird der Bauch desinfiziert.

Unter dem rechten Rippenbogen wird ein etwa 10 Zentimeter langer Schnitt in die Bauchdecke geschnitten.

Die Gallenblase wird unterhalb der Leber identifiziert und an der Spitze gepackt und hochgeklappt. Dann wird die Verbindung zum Gallengang mithilfe von Clipsen abgeklemmt. Auch die Blutgefässe der Gallenblase werden abgeklemmt. Dann werden die abgeklemmten Gänge und Gefässe abgetrennt.

Da die Gallenblase an der Leber angewachsen ist, wird sie noch von der Leber abgetrennt. Die dabei entstehende Blutung wird mittels Koagulations gestillt.

Falls die Gallenblase durch narbige Verwachsungen mit anderen Bereichen des Bauchraums verbunden ist, werden auch diese Verwachsungen getrennt.

Sobald die Gallenblase aus dem Körper genommen wurde, wird sie von Mitarbeitern des Operationsteams untersucht. Wenn man vor der Operation Bescheid sagt, kann man häufig die Gallensteine bekommen und mit nach Hause nehmen.

Meistens werden noch ein oder zwei kleine Löcher in den Bauch gemacht, um dort einen Drainage-Schlauch zu verlegen, durch den Wundwasser abfliessen kann. Dieser Drainage-Schlauch wird dann nach einigen Tagen entfernt.

Der lange Schnitt unter dem Rippenbogen wird anschliessend vernäht.

Sobald der Bauch geschlossen ist, wird die Narkose beendet.

Man wird in einen Aufwachraum gebracht, wo man allmählich wieder zu Bewusstsein kommt.

Hier erhält man auch erste Schmerzmittel, bis zu einem Niveau, auf dem die Schmerzen verschwunden oder nur noch sehr leicht sind.

Wenn die Schmerzmittelgabe erfolgreich war und das Befinden stabil ist, wird man in sein Zimmer auf der Krankenhaus-Station gebracht. Dort kann man sich von der Operation erholen.

Diese Beschreibung stellt naturgemäss nur eine von zahlreichen möglichen Varianten der klassischen Operation dar. In jedem Krankenhaus wird etwas unterschiedlich operiert und auch verschiedene Schweregrade der Gallenblasen-Erkrankungen sorgen für unterschiedliche Operationsabläufe.

Vorteile der Operation mit Bauchschnitt

Obwohl die offene Operationsmethode heutzutage nur noch selten durchgeführt wird, hat sie dennoch einige Vorteile.
  • Schwierige Fälle können besser operiert werden als per Laparoskopie.
  • Schwere Blutungen können leichter gestillt werden.
  • Die Organe können mit den Händen betastet werden, was die Einschätzung der Situation erleichtert.
  • Folgeprobleme durch den aufgepumpten Bauch (Pneumoperitoneum) entfallen.

Nachteile der Operation mit Bauchschnitt

Die Nachteile der offenen Operation im Vergleich zur Laparoskopie sind jedoch erheblich, vor allem in leichten Fällen ohne Komplkationen.
  • Die Erholungszeit nach der Operation dauert erheblich länger.
  • Meistens kann man erst nach 6 bis 14 Tagen das Krankenhaus verlassen.
  • Man hat stärkere Schmerzen, vor allem durch den langen Bauchschnitt.
  • Der Bereich rund um die Narbe ist für mehrere Monate lang gefühllos, bis die Nerven nachgewachsen sind.
  • Die Narbe des Bauchschnittes ist auch später noch deutlich zu sehen.

Risiken der Operation mit Bauchschnitt

Die offene Operationsmethode hat nur wenige eigene Risiken, die nur auf der Art der Operationsmethode beruhen.
  • Die lange Bauchnaht kann bei zu früher Belastung leichter zu Narbenbrüchen führen.
  • Aufgrund der Tatsache, dass nur noch schwierige Fälle mit Bauchschnitt operiert werden, kommt es naturgemäss häufiger zu Komplikationen.

Generelle Operationsrisiken

Einige Risiken bestehen generell bei jeder Operation aufgrund der Vollnarkose. Weitere Risiken gibt es bei allen Gallenblasen-Operationen, egal ob sie laparoskopisch oder offen durchgeführt werden.

Insgesamt ist die Komplikationsrate bei einer Gallenblasenoperation jedoch recht klein. Sie liegt insgesamt bei etwa 1% aller Gallen-Operationen, inklusive der Narkose-Risiken.

Die Risiken können deutlich verringert werden, wenn man sich streng an die Anweisungen der Ärzte hält. Vor allem die Nüchternheit vor der Operation (6 Stunden vorher nichts essen, min. 2 Stunden vorher nichts trinken) sollte unbedingt eingehalten werden. Ausserdem sollte man nur gesund zur Operation gehen. Eine Erkältung oder sonstige Infektionen und Gesundheitsstörungen erhöhen die Komplikationsrate und verzögern die Heilung.

Folgende Risiken bestehen unter anderem bei einer Gallenblasenoperationen:

  • Verletzung des Gallengangs
  • Austritt von Gallenflüsigkeit in die Bauchhöhle
  • Verletzungen anderer Bauchorgane
  • Schwer stillbare Blutungen während der Operation
  • Nachblutungen der Operationsstelle
  • Entzündungen der kleinen Bauchschnitte
  • Übertritt von Mageninhalt in die Lunge, falls man bei der Operation nicht nüchtern war. Die Folge kann eine Lungenentzündung oder gar der Tod sein.
  • Stimmbandschäden durch den Beatmungstubus
  • Zahnverlust durch die Beatmung
  • Herz-Kreislaufstörungen durch die Narkose
  • Überhitzung durch die Narkose mit eventuellen Folgeschäden
  • Aufwachen während der Narkose
  • Allergische Reaktionen auf verwendete Medikamente
  • In sehr seltenen Fällen Tod bei der Operation (Risiko durchschnittlich 1:1.000). Gesunde, junge, mittelalte, körperlich fitte Menschen sterben erheblich seltener.
Da all diese Risiken selten auftreten, sollte man sich von ihnen nicht von der Gallenblasen-Operation abhalten lassen, sofern diese notwendig ist.

Die Risiken, die eine nicht operierte schmerzverursachende Gallenblase mit Steinen dauerhaft hat, sind deutlich grösser als die Risiken einer Operation. Siehe dazu auch: Entscheidung für oder gegen eine Gallenblasen-Operation

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